Papa, wie bekommt man die bösen Spurenstoffe aus dem Wasser?

Das Ozon vom Himmel soll bei der Wasserreinigung helfen? Und noch dazu in Kombination mit Aktivkohle? Wie Experten Mikroschadstoffe aus dem Wasser filtern, erfahren der kleine Felix und sein Badefisch vor dem Schlafengehen.
 
Von Alexander Jereb, Entwicklung Wassertechnik


Papa, ich habe vergessen, meinen Fisch aus der Badewanne zu nehmen. Verschluckt ihn jetzt der Kanal?
Keine Angst, der Fisch ist zu groß, der passt nicht durch den Abfluss.

Durch das Klo würde er passen, oder?
Vielleicht, aber versuchen wir es lieber nicht.

Wieso nicht? Würde er dann nicht durch den Kanal bis zur Kläranlage schwimmen?
Wenn er nicht schon vorher stecken bleibt, ja.

Der Arme! Da würde er dann ganz schmutzig werden und stinken. Aber die Mikro…, Mikroo…nismen können ja dann den Schmutz wegfressen.
Nein, der Fisch kann gar nicht bis zum Biologiebecken mit den Mikroorganismen gelangen, da ihn der Rechen vorher aufhalten würde.

Aber wenn doch, würden sie ihn gar auffressen?
Nein, das geht nicht, er ist ja aus Plastik.

Das gibt’s ja nicht! Mögen die kein Plastik?
Nein, das ist schwer verdaulich. Im Ernst: Die Bakterien können nicht alles verwerten. Manche Stoffe werden in der Kläranlage kaum oder gar nicht abgebaut. Ich habe schon Wattestäbchen-Seen auf den Vorklärbecken von Kläranlagen gesehen. Viele Dinge landen im Kanal – zum Leidwesen der Klärwärter, die sich dann um die Verstopfung kümmern müssen.

Wähhh, das ist gar nicht lustig! Warum werfen die Leute das alles ins Klo?
Die meisten wissen einfach nicht, welche Probleme sie damit erzeugen. Kunststoffabfälle landen tonnenweise in den Flüssen und letztendlich in den Weltmeeren. Dort sollen mehr als 100 Millionen Tonnen treiben, jedes Jahr kommen 10 Millionen dazu. Die Meerestiere verwechseln die sogenannten Mikroplastik-Teilchen mit Plankton und fressen sie auf.

Obwohl das Plastik schwer verdaulich ist? Da werden die armen Fische aber Bauchweh bekommen.
Wenn sie nicht sogar sterben! Es gibt aber noch andere Stoffe, die den Wasser-Wissenschaftlern Kopfzerbrechen bereiten, sogenannte Spurenstoffe. Stoffe, die Spuren machen? So wie ich, wenn ich durch den Schnee laufe?

Das ist aber lustig!
Nein, Stoffe, die nur in Spuren, also in ganz winziger Konzentration im Wasser enthalten sind. Da sind oft nur wenige Mikrogramm bis Nanogramm in einem Liter Wasser vorhanden. Trotzdem können sie aber weitreichende Folgen haben.

Was sind das für böse Spurenstoffe?
Ich kann sie nicht generell als böse bezeichnen. Viele dieser Substanzen haben ursprünglich eine positive Wirkung – zum Beispiel in Medikamenten. Doch die darf man nur nehmen, wenn man sie wirklich braucht. Und auch bei sachgemäßer Anwendung wird der Wirkstoff nicht vollständig vom Körper aufgenommen. Einiges wird vor allem mit dem Urin wieder ausgeschieden und gelangt so in die Kläranlage. Problematisch ist vor allem ihre Wirkung auf die Tiere, die im Fluss leben, oder jene, die das Wasser trinken.

Ich trinke sicher kein Wasser aus dem Fluss.
Wir müssen auch nicht, da wir ausreichend Quell- und Grundwasser in Österreich haben. In den Nachbarländern wie Ungarn, Italien, Schweiz, Deutschland wird solches Wasser aber zum Teil zu Trinkwasser aufbereitet. Da könnten die Mikroschadstoffe sehr wohl eine Rolle spielen.

Wie geht das denn wieder?
Derzeit gibt es zwei bewährte Methoden: Ozon zur Zerstörung der Spurenschadstoffe und Aktivkohle zu deren Entfernung.

Ozon, das ist das mit dem Loch, oder?
Es gibt eine Schicht in der Stratosphäre in circa 15 bis 25 Kilometern Höhe mit einem erhöhten Ozongehalt. Sie absorbiert UV-Strahlung und schützt uns so davor. Ozon ist aber auch ein starkes Oxidationsmittel. Dadurch kann es andere Stoffe – wie die Mikroschadstoffe – chemisch angreifen.

Und die Aktivkohle gibt es ja bei euch, oder?
Ja richtig, bei der Donau Carbon. Die Kollegen dort haben schon einiges an Erfahrung im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte, wie KomOzAk, zur Entfernung der Spurenstoffe. Die Aktivkohle hat sich da immer wieder bewährt – mit einer vorhergehenden Ozon-Stufe oder auch alleine.

Wo kommt das Ozon her? Holt man das vom Himmel herunter?
Nein, das wird unmittelbar vor der Verwendung mit einem Ozongenerator durch elektrische Entladung erzeugt. Das muss man nicht in der Stratosphäre einfangen.

Was ist besser: Ozon oder Aktivkohle?
Manche Stoffe lassen sich besser mit Ozon entfernen, andere mit Aktivkohle. Ozon zerstört die Stoffe nicht vollständig, sondern wandelt sie in andere um. Welche das sind und ob sie gefährlich sind, ist noch zu erforschen. Man geht aber davon aus, dass die Folgeprodukte kleineres Gefährdungspotenzial haben. Aktivkohle kann mit ihren vielen Poren bestimmte Stoffe aufnehmen, also adsorbieren, und sie so aus dem Wasser entfernen. Besonders effektiv scheint die Kombination der Ozon-Behandlung mit einem Aktivkohlefilter zu sein. Nach dem Filter sind bestimmte Substanzen nicht mehr nachweisbar. Außerdem hält die Kohle auch einige der Abbauprodukte aus der Ozonstufe zurück.

Kann das PAC eigentlich keine Spurenstoffe entfernen?
In konventionellen Kläranlagen werden manche der Mikroschadstoffe durch die Schlammflockung zu mehr als 80 Prozent entfernt. Für eine gezielte Flockung oder Fällung sind aber die Konzentrationen zu klein. Allerdings erfüllen unsere Wassertechnik-Produkte eine wichtige Rolle: Sowohl Ozon als auch Aktivkohle werden schneller verbraucht, wenn der Gehalt an organischen Stoffen hoch ist. Der Einsatz der Fällungsmittel macht die Nachbehandlung also wesentlich leichter.

So helfen also alle zusammen, damit das Wasser wieder sauber wird.
Genau, viele Zahnräder müssen ineinandergreifen, um eine gute Wasserqualität zu garantieren: Wir, die Donau Chemie Wassertechnik und die Donau Carbon, die Leute auf der Kläranlage und viele andere. Eigentlich beginnt es bei jedem zuhause.

Also nichts ins Klo werfen, was nicht hineingehört?
Richtig, auch wenn man nicht alles vermeiden kann, zum Beispiel eben die ausgeschiedenen Arzneistoffe.

Dafür gibt es dann ja das Ozon und die Aktivkohle. Der Badefisch bleibt jedenfalls bei uns. Da wirst du aber froh sein, kleiner Fisch!
So, schlaf gut, mein Schatz, es ist schon spät.

Papa, mein Fisch ist so durstig – und ich auch. Wir brauchen ganz schnell reines Wasser. Und dann muss ich noch ganz dringend aufs Klo!
 
Artikel/Seite ausdrucken