Das Wasser ist das schönste Ding der Welt.

Felix kommt von der Vorbereitung für seine Erstkommunion.
 
Von Alexander Jereb, Entwicklungsleiter Wassertechnik





Papa, heute haben wir uns die Kirche angesehen, den Kirchturm, die Orgel, das Taufbecken … Das war aber leer – wegen Corona. Aber warum nimmt man eigentlich Weihwasser?
Wasser hat seit jeher eine besondere Bedeutung für die Menschen – ohne Wasser gäbe es auf der Erde kein Leben. Daher haben die Menschen dem Wasser vermutlich schon sehr früh besondere Kräfte zugeordnet, auch reinigende und heilende.

Die Steinzeitmenschen auch schon?
Wer weiß? Sicher ist, dass die ersten Hochkulturen, wie die Mesopotamier, die Ägypter, die alten Griechen und Römer, aber auch die Maya verschiedene Wassergötter verehrten. Apsu war der babylonische Gott des Süßwassers, seine Frau Tiamat war für das Salzwasser zuständig. Im alten Griechenland war Tethys die Göttin des Süßwassers und damit Mutter aller Wassergottheiten. Der Regen war Chefsache – nämlich die des Göttervaters Zeus selbst. Bei den Römern wurde aus Poseidon Neptun, der nicht nur für das Süßwasser, sondern auch für das Meer verantwortlich war.

Den kenne ich aus dem Film „Arielle“ – der mit der Gabel in der Hand!
Stimmt. Er wird meist mit einem Dreizack dargestellt. Die Römer hatten für alles einen Gott oder eine Göttin – selbst für die Cloaca Maxima, den Hauptsammelkanal Roms. Auf ihn und die Kanalarbeiter sollte Cloacina acht geben, denn ein funktionierendes Kanalsystem war für Rom, das bis zu einer Million Einwohner hatte, wie auch für moderne Städte lebensnotwendig.

Die spinnen ja gar nicht, die Römer!
Die Römer waren sehr geschickt darin, Nützliches von anderen Kulturen zu übernehmen und weiterzuentwickeln. Aber auch in anderen Regionen der Erde galt und gilt Wasser als göttlich: Die Kelten vertrauten auf heilende Wirkung von Quellwasser. Bei den Hindus ist Ganges eine ihrer wichtigsten Gottheiten. In Amerika verehrten die Azteken Tlaloc und die Maya Chac. Als Regengötter brachten sie allerdings auch Überflutungen und Stürme. Die Menschen erkannten, dass Wasser Fluch und Segen zugleich ist. Es lässt das Getreide wachsen, aber die Ernte bei Überflutungen auch wieder vernichten. Daher mussten die Götter mit Opfern und Geschenken bei Laune gehalten werden. Wasser ist der Beginn von allem, wie schon Thales von Milet sagte.

Da hat er aber recht!
Als vor ca. 7.000 Jahren die ersten Städte entstanden, war die Wasserversorgung und später auch Abwasserentsorgung immer eine der wesentlichen Aufgaben. Schon vor fast 5.000 Jahren verfügte Mohenjo-Daro, eine Stadt am Indus mit ca. 30.000 Einwohnern, über ein ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem. Abwässer wurden aus jedem Haus in einen Sammelkanal abgeleitet. 4.000 Jahre alte Sanskrit-Schriften beschreiben, wie Wasser zu reinigen sei: es sollte erhitzt werden, außerdem durch Sand oder auch Holzkohle filtriert werden. Auch die Minoer auf Kreta oder die alten Ägypter entwickelten zur selben Zeit ähnliche Wasserfilter. Sogar Flockungsmittel waren schon vor Jahrtausenden bekannt. In Ägypten und China wusste man, dass durch Zugabe von Alaunen, das sind Aluminiumsulfate, Trübstoffe ausflocken.

Cool. So wie im Trinkwasserwerk von Venedig, wo sie euer PAC Venezia einsetzen.
Genau, dieselben Verfahrensschritte findet man in modernen Trinkwasserwerken: Flockung, Sandfilter, Aktivkohle und Desinfektion. Und das Coolste ist: Die Donau Chemie hat PAC oder Eisenchlorid für die Flockung, Chlor und Hypolauge für die Desinfektion und auch Aktivkohle.

Warum machten die Leute das alles?
In der Geschichte gab es immer wieder Epidemien, die durch Keime im Wasser ausgelöst wurden: Alexander der Große verstarb vermutlich an Typhus, in Mumien fand man den Erreger der Bilharziose, die Cholera kostete tausenden Menschen das Leben. Schon Hippokrates, Begründer der medizinischen Wissenschaft, beschrieb den Zusammenhang zwischen Wasserqualität und Gesundheit, entwarf einen Wasserfilter und empfahl geschlossene Wasserleitungen. Leider ging im Mittelalter wieder viel wertvolles Wissen verloren. Erst im 17. Jahrhundert experimentierte Francis Bacon wieder mit Filtration und Flockung. In dieser Zeit entwickelte der Holländer Leeuwenhoek das Mikroskop und fand Tierchen im Wasser, die die Gelehrten für Kuriositäten hielten. Heute wissen wir, dass es sich um Bakterien handelt, die Krankheiten auslösen können. Lange machte man auch üble Gerüche – Miasmen – dafür verantwortlich. Erst Robert Koch fand heraus, dass Bakterien Ursache für die verheerenden Choleraepidemien in London, Hamburg und anderen Städten waren. Wenig später wurden die ersten Trinkwasserdesinfektionsanlagen mit Ozon und Chlor installiert und die ersten Kläranlagen mit dem modernen Belebtschlammverfahren errichtet.

Das ist noch gar nicht so lange her.
Auch wenn das Thema Wasserhygiene zumindest hier bei uns gelöst ist, die Entwicklung bleibt nicht stehen. Die Anforderungen an die Trinkwasserqualität, ebenso wie an die Abwasserbehandlung, wurden laufend angepasst. Klares Wasser muss nicht frei von Verunreinigungen sein. Mikroverunreinigungen, wie Arzneimittelrückstände, können selbst in geringen Konzentrationen problematisch sein – im Trinkwasser, aber auch im Abwasser. Erst kürzlich wurde die EUTrinkwasserrichtlinie an neue Erkenntnisse angepasst. Derzeit wird die Richtlinie für kommunales Abwasser überarbeitet. Sie wird neue wichtige Themen, wie die Spurenstoffe, Treibhausgasemissionen aus Kläranlagen, Energiebilanz und auch Wertstoffrückgewinnung, beinhalten. Spannende Dinge, bei denen wir durchwegs mit unserem Portfolio und unserer Erfahrung einen Beitrag leisten können und werden.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass das anderswo nicht so ist: Zwei Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, eine Million Menschen sterben jährlich an den Folgen von verunreinigtem Trinkwasser. Vier Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu zuverlässiger Abwasserbehandlung. 40 Prozent der Erdbevölkerung hat nicht einmal die Möglichkeit, die Hände zu waschen.

Das ist aber schlimm. Was machen die jetzt bei Corona?
Corona wird zwar nicht über das Wasser übertragen, waschen sie sich aber mit schmutzigem Wasser die Hände, können sie sich mit anderen Krankheiten infizieren.

Da kann ich nur froh sein, in Europa zu leben …
Ja, genau, wir haben das Glück, hier zu sein. Wasser und Abwasser wird uns noch lange beschäftigen.

Da fällt mir ein: Ich muss noch schnell meine Hände waschen! 



 
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